Mit Sonderwerkzeugen gegen den Verfall - Eine handwerkliche Kooperation der besonderen Art

Handwerk und professionelle Baudenkmalpflege gehören zusammen. Umfassende handwerkliche Fähigkeiten sind gefragt, wenn das ursprüngliche Erscheinungsbild eines Gebäudes wiederhergestellt werden soll. Wichtig ist ein hohes Maß an Verständnis für traditionelle Bauweisen und das entsprechende handwerkliche Geschick. Dass ein Unternehmen für Werkstoffzerspanung und Schleiftechnologie in diesem Zusammenhang auch eine wichtige Rolle spielen kann, zeigt das Beispiel einer lang gewachsenen Partnerschaft zwischen der Tischlerei Kremer und der SPREYER Werkzeug-Technik GmbH.

Alle denkmalgeschützten Sanierungsprojekte der Tischlerei Kremer aus Villmar starten mit einer umfassenden Planungsphase. Der Handwerksbetrieb hat sich unter anderem auf die Produktion von denkmalgeschützten Fenstern und Türen spezialisiert. „Fenster und Türen geben jedem Haus ein Gesicht. Passen die nicht zum Rest, verliert das Haus seine einzigartige Ästhetik. Probleme mit dem Denkmalamt sind dann vorprogrammiert“, so Tischlermeister Jürgen Kremer.

Keiner seiner Aufträge gleiche dem anderen, erzählt er weiter und mit Standartwerkzeugen käme man, wenn es um die Bearbeitung von filigranen Profilen und originalgetreuen Sprossen ginge, kaum weiter. Für die Tischlerei ein echtes Problem, denn: „Leider liegen die traditionellen Profilmesser, mit denen die ursprünglichen Fenster bearbeitet worden sind, nicht einfach so in unserer Werkstatt herum. Die gibt es heute gar nicht mehr.“

Zusammenarbeit ist gefragt

Doch die Tischlerei hätte nicht schon fünf Mal den Hessischen Denkmalschutzpreis erhalten, wenn sie nicht genau für diese Problematik die passende Lösung gefunden hätte. Sie setzt nämlich auf einen langjährigen Partner, die SPREYER Werkzeug-Technik GmbH aus Limburg.

Jürgen Baldus, Geschäftsführer von SPREYER, hat es sich ebenso wie sein Namensvetter Jürgen Kremer zur Aufgabe gemacht Sonderlösungen zu entwickeln und umzusetzen. „Da ticken wir gleich. Wir lieben beide die besonders kniffligen Probleme und arbeiten so lange daran, bis es endlich passt“, beschreibt er die Zusammenarbeit.

Neben der Beschaffung und Instandhaltung von Werkzeugen ist die Planung und Produktion von Sonderwerkzeugen auf Kundenwunsch ein wichtiger Geschäftszweig von SPREYER. Und diese Werkzeuge finden dann eben auch bei der Herstellung von Fenstern und Türen für den denkmalgeschützten Bau ihre Anwendung.

Ein beispielhaftes Projekt

Ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit der beiden Betriebe ist die Sanierung eines über 600 Jahre alten Fachwerkhauses in der Altstadt von Limburg an der Lahn.

Die Tischlerei Kremer hatte SPREYER direkt zu Beginn des Projektes eingebunden, denn hier gab es einiges im Bereich Sonderwerkzeuge zu tun.

„Der historische Charakter der Fassade sollte so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt werden und das beinhaltete auch die exakte Nacharbeitung der entsprechenden Fenster- und Türenprofile“, beschreibt Jürgen Kremer die Aufgabenstellung.

In einem ausführlichen Beratungsgespräch mit SPREYER wurden die Anforderungen detailliert besprochen. Bevor mit Unterstützung von hochmodernen CNC-Werkzeugschleifmaschinen die benötigten Sonderprofilmesser hergestellt werden konnten, war es notwendig, die vom Kunden angelieferten Holzmuster exakt zu vermessen. Im Anschluss erarbeitete das Entwicklungsteam entsprechende CAD-Werkzeugmodelle, die dann als Grundlage für den Herstellungsprozess dienten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Haus wurde mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege ausgezeichnet. Für Jürgen Baldus sind solche Projekte mit der Tischlerei Kremer immer etwas ganz besonderes: „Hier treffen oft Tradition und Moderne aufeinander. Die hochmodernen digitalen Optionen, die uns heute zur Verfügung stehen, helfen uns, die Funktionen der alten Profilmesser technisch nachzubilden. Dadurch ist eine exakte Rekonstruktion mit modernen Werkzeugen möglich.“

Jürgen Kremer und Jürgen Baldus verbindet nicht nur die Leidenschaft für Sonderlösungen im Denkmalschutz. Sie engagieren sich beide auch für ihr Handwerk. Als Ausbildungsbetriebe für Tischler und Schneidwerkzeugmechaniker kümmern sie sich um die Nachwuchsförderung und damit um den Erhalt ihres Gewerkes. Und in letzter Konsequenz leisten sie dadurch einen wesentlichen Beitrag für den zukünftigen Denkmalschutz, denn es besteht ein ungebrochener Bedarf an Experten, wenn es um die Bewahrung von wertvollen Bauwerken für künftige Generationen geht.